Drucken

Der "Sheriff" rät zu Ehrlichkeit

KATZWINKEL. (HG) Er ist ein Urgestein im Uessbachtal und wird "Sheriff" von Katzwinkel genannt. Josef Klötsch kandidiert nach 35 Jahren nicht mehr um das Bürgermeisteramt.

Einen Termin mit ihm zu bekommen, ist gar nicht so einfach: "Morgen früh müssen noch die Kartoffeln im Garten gesetzt werden, und abends muss ich zum CDU-Parteitag." Josef Klötsch, geboren 1933, gibt nach 35 Jahren als Bürgermeister von Katzwinkel sein Amt an einen Jüngeren ab.

"In den vergangenen 35 Jahren ist so viel passiert, dass ich einen Roman darüber schreiben könnte", sagt er. Zum Bürgermeisterposten kam der gelernte staatlich geprüfte Landwirt eher durch Zufall. 1969 war ein besonderes Jahr für ihn. Zehn Jahre lang hatte der Fachmann für landwirtschaftliche Fragen bis dato in einem Raiffeisenlager gearbeitet, dann wurde ihm die Gelegenheit geboten, im Rettungsdienst des Roten Kreuzes in Daun tätig zu werden. Klötsch nahm an und war später 15 Jahre lang der Leiter des Rettungsdienstes.

Seit 1956 war der gebürtige Katzwinkeler im Gemeinderat, 1969 stand die Wahl des Bürgermeisters wieder an. "Einige im Gemeinderat haben mich bekniet, zu einer Kampfabstimmung gegen den damaligen Kandidaten anzutreten. Dabei war der Bürgermeisterposten kein Wunsch von mir", erinnert sich Klötsch. Die Abstimmung ging 3:2 für ihn aus. Einer der für ihn wichtigsten Erfolge in den ersten Jahren: "Ich habe lange daran gearbeitet, Ruhe ins Dorf zu bringen."

1978 erlitt der damals 45-Jährige einen Herzinfarkt. Ein halbes Jahr lang war er außer Gefecht gesetzt, doch danach ging es weiter im Amt. Bei den folgenden Gemeinderatswahlen bekam er von den Bürgern oft die meisten Stimmen.

Manches lief in der Entwicklung des Dorfs aber auch nicht so gut. An die Auflösung der Dorfschule erinnert sich Klötsch nicht gerne. Auch im Baugebiet am Rande des Orts, das Mitte der 70er Jahre ausgewiesen wurde, verlief nicht alles so wie gedacht: "Wir mussten Baustellen an ‚Fremde‘ aus der Stadt verkaufen, um wieder Geld in die Kasse zu bekommen." Die Folge: Das Wohngebiet wurde zum Dorf im Dorf, in das die Zugezogenen oft nur zum Wochenende kamen.

173853_josefk120040428

Den Straßen- und Kanalbau sowie die Flurbereinigung im vergangenen Jahr bezeichnet der 71-jährige als herausragende Ereignisse in seiner Amtszeit. Sie waren auch der Beweggrund für ihn, 1999 noch eine Amtszeit dran zu hängen. "Das war eine gewisse Herausforderung, der ich mich noch stellen wollte."

Sein Credo als "Sheriff von Katzwinkel" war immer klar: "Ich habe mich immer bemüht, im Dorf keine Spannungen aufkommen zu lassen. Man muss eine Richtung haben."

Seine politische Gesinnung nahm das CDU-Mitglied nach eigener Auskunft nie in den Gemeinderat mit. Mit dem Rat habe er besonders in den vergangenen Jahren angenehm zusammengearbeitet. Seine Familie respektierte seinen Einsatz für das Amt. "Die Kinder haben es nicht anders gekannt, und meine Frau hat sich nie um diese Dinge gekümmert", sagt Klötsch, der im Ruhestand nicht arbeitslos werden wird. Gerne würde er mehr verreisen, aber die Gesundheit seiner Frau lässt dies nicht zu. Aber er hat noch viele Fotos zu sortieren, und im Musikverein will er weiter das Tenorhorn spielen. Seinem Nachfolger gibt er einen Rat fürs Amt: "Er soll immer ehrlich zu den Bürgern sein, zu seinem Wort stehen und immer versuchen, den Frieden im Dorf zu erhalten."


Artikel aus dem Trierischen Volksfreund vom 07.05.2004